Mit dem Autor David Chotjewitz sowie Jugendlichen und Erwachsenen Darsteller*innen
Präsentation des Buches im öffentlichen Raum in Altona-Altstadt
Erster Termin im Rahmen der Altonale am 29. 6. 2022
Mi, 29. Juni, 19 Uhr
Treffpunkt vor der Buchhandlung ZweiEinsDrei in der Großen Bergstraße 213
Weitere Teilnehmende sind herzlich willkommen!
Zum Projekt:
Der Roman „Daniel Halber Mensch“ zählte seit seinem Erscheinen vor 20 Jahren zu den international erfolgreichsten Romanen mit zeitgeschichtlichem Hintergrund in Hamburg.
Erzählt wird die spannende Geschichte zweier ungleicher Freunde zwischen 1933 und 1945.
Daniel, Sohn einer nach Nazi-Definition „halbjüdischen“ Familie, kommt zunehmend in Konflikt mit dem Nazi-System, 1938 muß die Familie aus Deutschland fliehen.
Im Sommer 1945 sucht er, nun ein junger Mann, im zerbombten Altona nach den Orten seiner Kindheit, nach dem besten Freund von damals – und nach den Gründen, warum diese Freundschaft verraten wurde.
Der Roman wird von Schulen in Hamburg – und in ganz Deutschland – häufig als Lektüre verwendet. Er stand auf der Kinder- und Jugendbuchliste von Saarländischem Rundfunk und
Radio Bremen, gehörte zu den „10 Bremer Besten“ und wurde von der Kritik hoch gelobt.
In den USA wurde das Buch unter dem Titel „Daniel Half Human“ ein großer Verkaufserfolg und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
„Die Zeit“ urteilte in einer Besprechung: „Aufschlussreich gesetzte Details oder die anschauliche Schilderung des Milieus ohne erzählerische Umwege markieren das Niveau. Mittendrin Schlüsselszenen, erzählte Fragen ohne Antwort, kurz, intensiv, mit Nachhall fürs Denken. (…) Die unschuldige Blutsbrüderschaft von Armin und Daniel steht plötzlich unter der Sortierwut der Rassegesetze, ob beim Fußball, ob in der Schule oder einfach auf der Straße. Chotjewitz gelingt es, das nicht einfach als belehrendes Exempel in den Roman zu stellen, sondern die Geschichte zweier Freunde zu erzählen.“
Nun soll aus dem Roman ein literarischer Spaziergang werden, ein bewegtes Stück im öffentlichen Raum in Altona-Altstadt, für Menschen aus dem ganzen Stadtteil.
Szenen des Romans spielen an historischen Orten – im ehemaligen „Abruzzenviertel“ in Altona-Altstadt, in Hinterhöfen des Gerichtsviertels, in der ehemaligen Frappant-Kaserne, die damals Polizeirevier war.
Dafür arbeitet der Autor und Regisseur David Chotjewitz in Kooperation mit Altonaer Schulen an Szenen und kurzen Vorträgen. Es entsteht eine gemischten Gruppe, sowohl mit Erwachsenen, als auch jugendlichen Darsteller*innen. Sie proben regelmäßig, teilweise im Rahmen von schulischen Darstellendes-Spiel Kursen, teilweise Nachmittags / Abends in einem Proberaum.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bezirksamtes Altona gefördert
Zum Thema:
Weltkrieg, Faschismus, Holocaust – die geschichtlichen Ereignisse von 1933-45 sind heute noch wichtig. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Situation, in der, mitten in Europa, Krieg herrscht. Dies ist etwas, das wir für „historisch“ gehalten haben.
Wenn die Hauptfigur zu Beginn der Geschichte durch die zerbombte Altstadt von Altona läuft, und geschildert wird, wie es 1945 hier aussah, wird grade in diesen Tagen die Aktualität des Buches sofort spürbar. Ebenso, wenn es um die Diskriminierung von jüdischen Menschen und um die Verfolgung von Andersdenkenden geht.
Besonders gelobt wurde immer wieder, wie der Roman die scheinbar schleichende Veränderung einer Gesellschaft schildert. So hieß es in einer Besprechung im Berliner Tagesspiegel:
„Chotjewitz schildert mit großer Sensibilität den Alltag der Anpassung, des vorauseilenden Gehorsams, der Faszination im Faschismus. (…) Hervorragend beschreibt er die schleichende Vergiftung der Atmosphäre in Hamburg.“
Für Altonaer Leser*innen entsteht eine besonders spannende Situation, da die Szenen an Orten spielen, die ihnen aus dem Alltag gut bekannt sind: In der Großen Bergstraße, in der heutigen Elbchaussee, vor dem Altonaer Rathaus, vor allem auch im damaligen Arbeiterviertel Altona-Altstadt.
Grade für Jugendliche, das haben wir bei zahlreichen Schulveranstaltungen festgestellt, entsteht dadurch eine starke Anbindung. Das geschichtliche Geschehen bleibt nicht abstrakt und weit weg, wenn es an Orten spielt, die wir aus dem Alltag kennen.
So entstand die Idee, die Geschichte unter dem Motto „ein Buch geht Spazieren“ in den öffentlichen Raum zu bringen.
Wir wollen ab Sommer 2022 regelmäßig Spaziergänge veranstalten, in denen sich Lesungen mit Monologen und gespielten Szenen abwechseln.
Diese Spaziergänge sind wiederum sowohl für Schulklassen, als auch für ein normales Publikum gedacht. Sie sollen an einer festen Institution starten, z.B. an einer Buchhandlung. Als Eintritt sind 10 € ermäßigter, 15 € voller Preis angedacht.
Die Darsteller*innen sind Laien, Menschen aus Altona, die aus politischem und künstlerischem Interesse an dem Projekt mitwirken. David Chotjewitz fungiert als eine Art „Reiseleiter“, und führt zu Orten, an denen die Szenen gespielt werden.
Diese Orte sind größtenteils im öffentlichen Raum, teilweise wird aber auch indoor gespielt: Mit dem Kulturzentrum Frappant in der ehemaligen Viktoria-Kaserne versuchen wir z.B. zu vereinbaren, einen Raum im Keller zu nutzen, um eine Szene nachzuspielen, in der die beiden Hauptfiguren, Daniel und sein Freund Armin, von der Polizei verhaftet worden sind.
Ebenfalls sollen einige Szenen, die im Wohnzimmer der Familie Kraushaar spielen, in einem Café gespielt werden.
Das Projekt stellt eine Verbindung her zwischen Zeitgeschichte und aktuellen politisch / gesellschaftlichen Themen.
Am 29. Juni 2022 findet im Rahmen der Altonale eine erste öffentliche Präsentation stattfinden.
Treffpunkt für den Spaziergang ist die Buchhandlung ZweiEinsDrei, Große Bergstraße 213
Weitere Aufführungen sind für den Sommer und Herbst geplant. Auch Aufführungen für Schulklassen sind möglich – melden Sie sich gerne!
Mi, 29. Juni, 19 Uhr
Treffpunkt vor der Buchhandlung ZweiEinsDrei in der Großen Bergstraße 213
Weitere Teilnehmende sind herzlich willkommen!